Israelische Schülerinnen und Schüler zu Gast bei uns in Bensheim
Vom 30.11. bis zum 07.12. fanden 25 israelische Schülerinnen und Schüler der Schulen Boyar und Steinberg ein vorübergehendes Zuhause bei deutschen Oberstufenschülerinnen und -schülern der Geschwister-Scholl-Schule und des Alten Kurfürstlichen Gymnasiums. Geplant und durchgeführt wurde die Begegnungswoche von Stefan Trier, Israelbeauftragter und Fachbereichsleiter des politisch-gesellschaftlichen Aufgabenfeldes an der GSS, tatkräftig unterstützt vom Kollegen Peter Ströbel und Fachbereichsleiterin Andrea Klein vom AKG. Die Begegnung ist Teil des Projekts „Holocaust Education“, das lebendige Erinnerungsarbeit an die Shoa mit einer freundschaftlichen interkulturellen Begegnung verbindet.
Die israelische Schülergruppe, die mit vier Lehrkräften anreiste, ist die einzige in diesem Jahr in ganz Hessen. Bundesweit stellt eine solche israelisch-deutsche Begegnung ebenfalls eine Seltenheit dar. In zwei Workshops, durchgeführt von Referent Moritz Urban, wurden wir deutschen Schülerinnen und Schüler umfassend über die Geschichte des Judentums, die Kultur Israels und die vielschichtigen Aspekte des Nahostkonflikts informiert. Am Sonntagvormittag begrüßte eine Delegation aus unserer Schülerschaft die israelischen Schüler am Frankfurter Flughafen.
Das Aufeinandertreffen war geprägt von Aufregung und Vorfreude auf die gemeinsame Woche. Mit lautem Jubel und einem „Willkommen“-Schild begrüßten wir unsere Gäste. Am Abend folgte ein Besuch des Auerbacher Schlosses und des Bensheimer Weihnachtsmarktes. Überhaupt waren wir nahezu immer in großen Gruppen unterwegs, da die Gemeinschaft den israelischen Jugendlichen ganz wichtig ist, ihnen Halt und Schutz bietet. Am Montag begann das offizielle Programm der Begegnungswoche mit einer Führung durch die Geschwister-Scholl-Schule. Es folgte eine Fragerunde mit ausgewählten Klassen der GSS und eine Rallye durch die Bensheimer Innenstadt. Am Nachmittag endete das Programm mit einer Führung durch das AKG, bei der die Bibliothek, der Kraftraum und die Hühner im AKG-Garten bestaunt wurden.
Der Dienstag widmete sich der Erinnerung an die Shoa und dem jüdischen Erbe, beginnend mit einem Besuch der Gedenkstätte des ehemaligen Konzentrationslagers Osthofen. Erschütternd war es zu hören, wie schlecht die jüdischen Häftlinge behandelt wurden, selbst im Vergleich zu den nichtjüdischen politischen Häftlingen, die im Dritten Reich als „Untermenschen“ galten. Eine Führung durch das alte jüdische Viertel in der SchUM-Stadt Worms sowie ein Gang über den ältesten jüdischen Friedhof Europas beleuchteten die lange Geschichte des Judentums im Rhein-Main Gebiet. Auch der Mittwoch begann mit einer Führung, dieses Mal durch das Heidelberger Schloss, und endete mit einem Workshop in der Jüdischen Kultusgemeinde Heidelberg. Zum Abschluss wurde gemeinsam gesungen, getanzt und gelacht, so dass der Nachmittag zu einer fröhlichen und herzlichen spontanen Party wurde.
Am folgenden Tag wurde es politisch. Im Hessischen Landtag im imposanten Wiesbadener Stadtschloss konnten wir Schüler in den Dialog mit der Präsidentin des Landtags, Frau Astrid Wallmann, sowie einigen Abgeordneten treten und uns über die Bedeutung Israels und des Judentums in der hessischen Politik erkundigen. Am Nachmittag folgte eine Führung durch die Staatskanzlei, die viele interessante Einblicke in die Arbeitsweise der hessischen Regierung bot. Am Freitag erhielten wir die Möglichkeit, eigenständig die Großstadt Frankfurt am Main zu erkunden. Am Abend trafen wir uns alle im Restaurant des jüdischen Sportvereins Makkabi Frankfurt, um gemeinsam den Beginn des Schabbat-Festes zu feiern. Die Atmosphäre war einzigartig. Von den Mädchen entzündete Kerzen beleuchteten den festlich geschmückten Saal und die exotischen Schabbatspeisen waren so wohlschmeckend, dass einige schon nach den Vorspeisen pappsatt waren, ohne zu ahnen, dass noch weitere vier Gänge folgten. Besonders emotional war die Verabschiedung von Herrn Trier, welcher die Begegnungswoche organisiert und die Gruppe begleitet hatte.
Der Samstag war ein Familientag ohne festes Programm, der der Vertiefung persönlicher Bindungen gewidmet war. Einige nutzten diesen zum Schlittschuhlaufen, andere für einen Restaurantbesuch und ein anschließendes Lasertagspiel. Der Bensheimer Weihnachtsmarkt hatte es unseren jüdischen Freundinnen und Freunden auch angetan. Die ereignisreiche Woche endete am Sonntag mit der emotionalen Verabschiedung am Flughafen, mit Umarmungen und Tränen. In kurzer Zeit entstanden Bindungen und Freundschaften. Der Besuch unserer israelischen Gäste ermöglichte einen für uns alle prägenden Dialog und menschlichen Austausch zwischen uns jungen Menschen, weit über Sprachen, Kulturen und Religionen hinaus.
(Viktoria, Nils und Sebastian)

