Referent Wolfgang Endres gibt Tipps zur Lernunterstützung
Der bekannte Pädagoge und Referent in der Lehrerfortbildung Wolfgang Endres zu Besuch im AKG
Die ersten Klassenarbeiten, Lernkontrollen und Tests sind geschrieben und liegen zur Korrektur bereit auf den Schreibtischen der Lehrkräfte. Unterdessen schwanken Schülerinnen und Schüler zwischen Hoffen und Bangen in Erwartung einer guten Note.
Viele Eltern geben sich große Mühe, ihre Kinder im Vorfeld dabei zu unterstützen. Doch wie gelingt es, dass sich zu Hause keine Dramen abspielen, sondern dass das Lernen entspannter gelingen kann?
Am Donnerstag, 19.09.2024 begrüßte die Schulleiterin des AKG, Nicola Wölbern, zu einem Elternvortrag ein, der dieser Frage nachging. Als Referent konnte Wolfgang Endres gewonnen werden, den die Schulleiterin als einen Pionier der Lernmethodik vorstellte. In anschaulicher und humorvoller Weise beschäftigte er sich während seines Vortrages in der Mensa der Schule mit verschiedenen Themen und Erkenntnissen aus dem Bereich der Lernpsychologie und vermittelte viele methodische Tipps für die Elternschaft.
Zu Beginn seines kurzweiligen und durch viele Beispiele aus der Praxis angereicherten Vortrages stellte Wolfgang Endres Fragen an die etwa 120 Besucherinnen und Besucher, die er im Verlauf des Abends durch zahlreiche Beispiele beantwortete: Wie können Eltern einen richtigen Umgang mit Fehlern lernen? Welche Motivationsimpulse können sie ihren Kindern geben und wie gelingt es, dass die nächste Klassenarbeit nicht zu einem Stressfaktor verkommt, sondern vielmehr als Leistungsanreiz dient?
Der bekannte Buchautor und Gründer des Studienhauses St. Blasien unterstrich zu Beginn, dass Lernen zwar Freude bereiten solle, aber nicht immer nur Spaß mache. Manchmal sei das Lernen anstrengend und kräftezehrend, wie er am Beispiel einer Weitspringerin erläuterte. Deshalb sei es wichtig, den Kindern die Freude an Leistung sowie Muster und Strukturen zur Visualisierung ihres eigenen Lernens zu vermitteln.
Im zweiten Teil seines Vortrages führte Wolfgang Endres aus, dass Kinder die Erfahrung brauchen, dass Erfolg etwas ist, das sie beeinflussen können. Der Weg zum Erfolg habe dabei mindestens einen so hohen Stellenwert wie das Ziel selbst.
Da die Planung des Lernpensums für den Lernerfolg unerlässlich sei, sollten Eltern ihren Kindern helfen, ein Zeitgefühl zu entwickeln, zum Beispiel durch das Lernen nach einem Vier-Tage-Plan vor einer bevorstehenden Klassenarbeit.
Wichtig sei, so der Referent, dass sich das Kind stets als wirksam erfahre und Eltern nicht zu schnell eingreifen, um das Lernen für das Kind einfach und bequem zu gestalten
Dass man sich dabei auch einmal auf schwierige Aufgaben einlassen müsse, verdeutlichte er an einem eindrücklichen Beispiel, den „Notizen eines Bodybuilders beim Häkelkurs“ mit dem er die Hörerschaft vom Rednerpult aus zum Lachen brachte,
Weiterhin führte der Referent aus, dass der Umgang der Eltern mit Fehlern von großer Bedeutung sei. Zu der „Selbstwirksamkeit im Resonanzmodus“ gehöre auch die Erfahrung des Scheiterns und der Misserfolge. Wer seinen Kindern diese Erfahrung nehme, dem fehlten wichtige Erfahrungen im Umgang mit dem eigenen Misslingen.
Fehler machen zu dürfen vermittele auf dem Weg des Lernens wichtige Erfahrungen, die keinesfalls mit Sanktionen oder Maßregelungen zu quittieren seien. Den Satz: „Ich kann es nicht“ sollten Eltern beispielsweise umwandeln in: „Du kannst es noch nicht“. Dahinter verberge sich ein anderer Umgang mit Fehlern und die Zuversicht, dass sich in Fehlern häufig Chancen und Möglichkeiten verbergen.
Im dritten Teil seines Vortrags präsentierte Wolfgang Endres konkrete Lerntipps, die einfach umzusetzen sind, wie beispielsweise die Loci-Technik, d.h. das Vokabellernen an einen bestimmten Ort oder die Spickzettelmethode. Dahinter verbirgt sich keine Anregung zum Schummeln, sondern eine methodische Anleitung, den Stoff einer Klassenarbeit auf einem Blatt in der Größe eines kleinen Notizzettels konzentriert zusammenzufassen. Ein Spickzettel gekonnt zu schreiben, so dass er tatsächlich zum Lernen diene, vermittle ein Gefühl von Sicherheit, dass dazu führe, dass dieser letzten Endes gar nicht mehr benötigt werde.
Nicht nur die Elternschaft, sondern auch die Lehrerinnen und Lehrer des AKG erhielten interessante Tipps von Wolfgang Endres, der am Donnerstagnachmittag auch eine Lehrerfortbildung zum Thema „Lernen lernen“ in der Schule leitete. Ähnlich aktivierend, anschaulich und mit viel Humor vermittelte er auch den rund 20 Lehrkräften viele motivierende Ideen aus dem Bereich der Lernmethodik, die schon sicher bald in den Unterricht Eingang finden.
Der Referent lobte am Ende seines Vortrages die engagierte Lehrerschaft, die der Fortbildung beiwohnte und entließ die Eltern an diesem Abend mit der Bitte, nicht zu vergessen, dass ihre Kinder einmalig sind.
Christina Schmitt