Die Englisch-Theater-AG beeindruckte mit ihrer Inszenierung des Klassikers „Twelve Angry Men“
Fotos: Stefan Meinberg
Am 3., 4., 5. und 6. Juni führte die Englisch-Theater-AG „Twelve Angry Men“ von Reginald Rose auf.
von Eva Bambach (im Bergsträßer Anzeiger vom 6. Juni 2025)
Der Theaterraum des Alten Kurfürstlichen Gymnasiums (AKG) liegt oben unter dem Dach – an warmen Tagen ist es dort stickig, heiß, es gibt kaum einen Lufthauch. Besser hätte der Ort für die Premiere der Englisch-Theater-AG nicht gewählt sein können. Denn was im Speichertheater am Dienstagabend mit „TwelveAngry Men“ auf die Bühne kam, lebt auch von Enge, Schwüle und drückender Atmosphäre.
Reginald Roses Drama „Twelve Angry Men“, das 1954 zunächst als Fernsehspiel erschien und später zu einem Bühnenklassiker wurde, spielt in einem Geschworenenraum eines amerikanischen Gerichtsgebäudes. Zwölf Menschen sind aufgefordert, ein einstimmiges Urteil über das Schicksal eines 16-jährigen Jungen zu fällen, der des Mordes an seinem Vater angeklagt ist.
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Den vollständigen Bericht finden Sie hier:
Englisch-Theater-AG: „Twelve Angry Men“ am AKG in Bensheim
Es spielten unter der Regie von Florian Krumb: Minea Sieben, Carlo Leggieri, Lena Hartnagel, Lilly Hechler, Zoe Homa, Antonella Lotz, Viktoria Kern, RonjaRichter, Marlene Hillmanns, Till M. Endres, Dana I. Brückner, Mina Gunther, Vivienne Eberle, Sophia Herberz.
Für die Technik zuständig waren Julius Leidel, Patricia Schlosser, Sarah Krüger von der Event-AG.
Aus der Ankündigung:
Alle Indizien sprechen dafür, die Zeugenaussagen bestätigen es: Der Angeklagte, ein sechzehnjähriger Puerto-Ricaner, hat seinen Vater mit einem Springmesser erstochen. Daran gibt es auch bei den Geschworenen zunächst keine Zweifel. Nur einer stimmt für „unschuldig“ („not guilty“), weil er der Überzeugung ist, dass jeder Zweifel („resonable doubt“) ausgeräumt sein soll, bevor man jemanden auf den elektrischen Stuhl schickt. So wird der Fall noch einmal aufgerollt. Dabei wird deutlich: Es ist nicht so klar, wie es auf den ersten Blick scheint. Was haben die Zeugen wirklich gesehen? Sind die Indizien tatsächlich so eindeutig? Die Diskussion darüber erscheint nicht jedem notwendig. Einer hat Karten für ein Baseballspiel am Abend, der andere ist überzeugt, dass „die Puerto-Ricaner“ sich doch alle wie wilde Tiere verhalten. Und dann sind da noch ganz persönliche Erfahrungen, die das Urteil mitbestimmen. Schon bald wird aus einer rationalen Beratung eine angeheizte Diskussion über Moral und Motiv, welche schnell aus dem Ruder läuft.
Im Kern ist das Drama ein Kammerspiel, dessen Handlung sich nur über wenige Stunden erstreckt. Das gesamte Geschehen spielt sich in der klaustrophobischen Enge eines Beratungsraums hinter dem Verhandlungssaal ab, der man nur entfliehen kann, wenn man die Toilette besucht.
Obwohl das Drehbuch über siebzig Jahre alt ist, erscheint das Thema aktueller als je, wenn in den USA in manchen Bundesstaaten die Todesstrafe (wieder) vollstreckt wird und mit der Behauptung, „die essen eure Haustiere auf“ Wahlkämpfe gewonnen werden. Zugleich ist es ein Lehrstück über die Demokratie: Mehrheitsentscheidungen basieren oft nicht auf rationalen Gründen, vielen ist das sorgfältige Abwägen von Pro und Kontra zu zeitaufwendig.
Während im Original nur männliche Geschworene beraten, sind in dieser Produktion ebenso „angry women“ zu sehen. Das macht einen Teil des Reizes dieser Inszenierung aus. Eins ist in jedem Fall sicher: Frauen können genauso wütend sein wie Männer.







