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Komödie am 21. Juni im Parktheater aufgeführt

Als sich der Vorhang öffnet, sieht man neun Darsteller auf der fast leeren Bühne: Alle in schwarz gekleidet, außerdem neun Stühle. Theater für Puristen. Was sich die Deutsch-Theater-AG unter der Leitung von Herr Schuller vorgenommen hatte, war nicht weniger als die Inszenierung eines 2500 Jahre alten Klassikers von Aristophanes. „Die Wolken“ ist eine griechische Komödie des Komödiendichters Aristropanes, die 423 v. Chr. in Athen erstaufgeführt wurde und der Meinung des Dichters zufolge das beste seiner elf Werke war. Zur Handlung: Der alte Bauer Pheidippides hat einen Sohn namens Strepsiades mit einer starken Leidenschaft für Pferde (es könnten auch schnelle, schicke Autos sein), weswegen er sich stark verschuldet (er liebt ihn halt…). Der alte Bauer sucht nach einer Möglichkeit, sich von seinen Schulden zu befreien (zurückzahlen ist aus der Mode gekommen). Seine Lösung sieht er in der Person und der Denkfabrik des Sokrates, der seinen Sohn lehren soll, wie man trefflich argumentiert (alles ist Kommunikation und public relation), um den Vater von den erdrückenden Schulden zu befreien. Der Sohn weigert sich… natürlich! (Was denn sonst, ihm geht es gut). Deshalb geht der Vater selbst noch mal zur „Schule“. Da er alt und stutzig von Begriff ist, macht er keine Fortschritte. Deshalb geht nun doch der Sohn hin, nimmt Unterricht bei den Meistern der Wortverdrehung und besiegt… den Vater im Duell. Der Vater fühlt sich betrogen und setzt die Denkfabrik in Brand (auch Eltern irren manchmal…).

 

Das Konzept der Theater-AG orientiert sich am postdramatischen Theater: Eine klare Rollenzuweisung fehlt, jedes Ensemblemitglied spielt (fast) jede Rolle. Nur Pappschilder verraten, wer gerade wen verkörpert. Der Regisseur Hans Schuller schreibt dazu: „Undurchsichtig bleibt, wer Schuldner, wer Gläubiger, wolkiger Berater ist. Im Regelfall ist man alles und oft gleichzeitig, ist aber geneigt, immer dem Glauben zu schenken, der verspricht, von den erdrückenden Schulden befreit zu werden…“  So wechselten Vater und Sohn genauso die Rollen wie Sokrates und „die Wolken“ ohne Rücksicht auf Geschlechter, eine absolut gendergerechte Inszenierung also, die vielleicht auch der Tatsache geschuldet ist, dass inzwischen 90% einer Schultheatergruppe Mädchen sind. … Im Vordergrund des Stückes stehen die sophistischen Dialoge zwischen Sokrates, Pheidippides und Strepsiades, souverän gesprochen von den Teilnehmern der Theater-AG. Wer viel Bühnenhandlung erwartet, ist an diesem Abend vielleicht enttäuscht worden. Auch ist eine Auseinandersetzung mit dem Stück im Vorhinein sicherlich sinnvoll. Hier war das Programmheft hilfreich. Wer dies gelesen hat, konnte eine temporeiche Theaterinszenierung genießen.

 

(krb)

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