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Gemeinsame Produktion der Englisch-Theater-AG und der Fachschaft Musik

Bild: Th. Neu

Die Englisch-Theater-AG sowie die Fachschaft Musik des Alten Kurfürstlichen Gymnasiums (AKG) spielten an zwei Abenden im Parktheater das Musical „The Wizard of Oz“ – ein grandioses Erlebnis für rund 1000 Zuschauer und die Mitwirkenden. Im Vordergrund Dana Brückner in der Hauptrolle der Dorothy.

 

„Wenn Vögel über den Regenbogen fliegen können, warum kann ich das nicht auch?“, fragt sich Dorothy, als die böse Nachbarin Miss Gultch ihren geliebten Hund Toto wegnehmen lassen will. Um sich mit Toto auf die Suche nach einer besseren Heimat zu begeben, lässt Dorothy die Farm in Kansas und ihre Tanten zurück, als ein plötzlicher Sturm das Farmhaus mit sich reißt.

 

Aus ihrer Ohnmacht erwachend, begrüßen sie zwei Hexen, Glinda und Hazel, in einem fantastischen Land, das von Munchkins bevölkert ist. Die Englisch-Theater-AG des AKG inszenierte das Musical „The Wizard of Oz“ gemeinsam mit der Fachschaft Musik. Die Mitwirkenden freuten sich über ein volles Haus an zwei Abenden mit rund 1000 Zuschauern.

 

Trotz der Bedrohung durch die böse Hexe bricht Dorothy auf, dem gelben Ziegelsteinweg zu folgen, der sie zum berühmten Wizard of Oz und damit zu ihrem einzigen Ziel führen soll: nach Hause. Doch der Weg ist nicht nur mit Gefahr gepflastert, sondern auch mit neuen Freundschaften und Erkenntnissen. Der Stoff, der einem 1900 publizierten Kinderbuch namens „The Wonderful Wizard of Oz“ entstammt, verdankt viel seiner heutigen Popularität dem 1939 verfilmten Musical mit Judy Garland in der Hauptrolle der Dorothy. Besonders die einzigartigen und teils überzeichneten Charaktere gestalten das fantastische Spektakel facettenreicher, als der Anschein vermuten lässt.

 

Bedingungslose Toleranz

Scarecrow (Vogelscheuche), Tinman (Zinnmann) und Lion (Löwe) können als allegorischen Figuren im sozialen und ökonomischen Kontext der USA im späten 19. Jahrhundert interpretiert werden, während Dorothys (und Garlands) bedingungslose Toleranz dieser Figuren und der Traum eines besseren Ortes dem Musical außerdem für queere Menschen besondere Bedeutung gab.

Dass so viele Leute auf die Bühne des Parktheaters passen, hätte niemand vorher gedacht. Denn nicht nur das Ensemble der Englisch-Theater-AG steht auf der Bühne, 80 Schülerinnen und Schüler der Klassen 5d, 5s und 10a des AKG bilden auf Podesten einen dynamischen Chor und dürfen in kleine Rollen schlüpfen.

Davor formiert sich ein zwanzigköpfiges Orchester, das sich aus aktuellen und ehemaligen Mitgliedern des AKG, Schülern und Lehrkräften, sowie Freunden zusammensetzt. Zusammen bringen sie ein Klangerlebnis sowie Bühnenbild der Gemeinschaft hervor und füllen und beleben mit dem Ensemble der Englisch-Theater-AG die Bühne.

Fantastisch ausgestaltet wird der Abend außerdem durch die Technik, die von den Bühnenmeistern des Parktheaters gemeinsam mit der Technik-AG des AKG möglich gemacht wird – und es ist wahrlich eine Demonstration professioneller Bühnentechnik: Mit abwechslungsreichen Lichteinstellungen, Nebel, fallenden Luftballons, Schnee und Video-Projektionen werden alle Träume und Traumwelten auf der Bühne wirklich.

Was wäre ein Musical ohne Musik? Von tanzbegeisternden Jazz-Nummern, Chorstücken, die zum Mitsingen anregen und charaktervollen und abwechslungsreichen Solonummern gibt der Original Score des Films von 1939 dem Abend Leben und Spannung. Zu verdanken ist dieses unvergessliche Erlebnis dem musikalischen Leiter Nicolai Benner, der die Musik für die Produktion arrangiert hat. Dazu gehören die Auswahl und Anordnung der Stücke, aber auch die Anpassung an das Ensemble, beispielsweise das Umschreiben von Männer- zu Frauenstimmen. Mit unglaublicher Begeisterung und Professionalität hat er mit den Musikern geprobt und steht als Dirigent mit auf der Bühne. Begleitet wurden die Solisten außerdem von Lea Schönneck, die einzeln mit ihnen geprobt, sie ermutigt hat und zusätzlich mit Violine auf der Bühne saß. Am Klavier erfreut ebenfalls der ehemalige Orchesterleiter und Musiklehrer Rainer Michels als Teil des Orchesters auf der Bühne.

 

Singen, Spielen und Verzaubern

Auch die Englisch-Theater-AG des AKG wagt mit dem Musical etwas wie nie zuvor: Denn das gesamte Ensemble aus zehn Schülerinnen und Schülern der siebten bis elften Klassen, das sich Corona-bedingt fast komplett neu zusammengesetzt hat, spielt nicht nur, sondern singt. In der Hauptrolle der Dorothy nimmt Dana Brückner das Publikum mit auf den gelben Ziegelweg durch das Stück.

Das erste Mal auf der Bühne stehend, und das fast die ganze Zeit, bleibt sie mit ihrer ehrlichen und berührenden Art und ihren Gesangssoli von „Somewhere Over the Rainbow“ allen in Erinnerung. Ronja Richter und Debby April Darr verwandeln als Tantenpaar die Bühne in ein Zuhause, zu dem man gerne zurückkehren will, und Dorothys hündischem Plüschtierfreund Toto wird in der Traumwelt durch Felix Arndt und Minea Sieben Leben eingehaucht.

Sie sind Freunde, die jeder gerne finden würde: Mia Ysabell Seyfath verzaubert lustig und liebenswert als Scarecrow (Vogelscheuche), Sina Ruff als Tinman (Zinnmann) spielt und singt alles andere als herzlos und Delia Hügel schleicht sich cool als Lion (Löwe) über die Bühne, wenn sie nicht gerade versucht, wegzurennen.

Als zwei gute Hexen, Glinda und Hazel, machen Carolin M. Arndt und Gökçen Ertusrul ihre Magie und Ermutigung sowohl auf der Bühne als auch im Publikum spürbar. Mit charmant fieser Art macht sich Zoe Deepa Bauer als Wicked Witch of the West und als böse Nachbarin Miss Gultch jeden Auftritt zu eigen, begleitet von Nebelschwaden und drei brillant „affigen“ Begleitern (Jason McNally, Max Enenkel und Maximilian Fecht). Als Wizard of Oz und Torwächter beweist Ben N. Leenen schauspielerische Vielseitigkeit und Humor und bereicherte das Projekt mit gruseliger Videoprojektionen und Engagement wie Kreativität hinter der Bühne.

Charaktervoll waren auch die Kostüme, die von den Schauspielern größtenteils selbst ausgewählt wurden, und mit dem fantasievollen und doch menschlichen Make-up von Hannah Katzenmeier zusammenspielten. Hilfe gab es außerdem von ehemaligen Schülern der ETAG: Julian Phillip Hirsch schneiderte extra für die Aufführung Kostümteile wie einen Löwenschwanz und Leonard Kaiser gestaltete die Plakate, Flyer und das Programmheft.

 

Magie ist überall

Regisseur und Leiter der Gruppe Florian Krumb zeigt den notwendigen Mut, die Geduld, Empathie und Kreativität, aber vor allem den Spaß an Theater, um ein solches Projekt wahr werden zu lassen. Alles, was auf der Bühne zu sehen ist, macht erfahrbar, mit welcher Leidenschaft die ganze Gruppe dabei war und die Gemeinschaft, die sich im langen Prozess bis zur Aufführung ausgebildet hat.

Zoe Deepa Bauer schreibt, wo sicherlich auch Dorothy zustimmen würde: „Das wertvollste jedoch sind die Freundschaften, die sich entwickelt haben.“ Ronja Richter fragt sich hinterher, wie aus einem Zehn-Personen-Theater ein 100-Leute-Musical werden konnte: „The Wizard of Oz hat mir gezeigt, wie weit es Engagement und Leidenschaft in kurzer Zeit bringen können.“ Mia Ysabell Seyfarth meint: „The Wizard of Oz ist ein fantastisches Stück voller Magie und Wunder.“ Und dieses Wunder der Gemeinschaft, auf der Bühne, hinter der Bühne und mit dem Publikum, das standing ovations gab, macht die Theatererfahrung einzigartig und magisch. 

 

Leonard Kaiser

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