Kunst-Leistungskurs trifft Künstlerin Mercedes Helnwein
Bereits im letzten Schuljahr haben wir uns im Kunstunterricht mit den Werken der österreichisch-amerikanischen Künstlerin Mercedes Helnwein beschäftigt. Besonders inspirierend war eine ihrer Performances, „Nurses“ für unsere eigenen Werke.
Gleich zu Beginn dieses Schuljahres kam dann das Highlight: Wir hatten die Möglichkeit, Mercedes Helnwein persönlich im Bensheimer Museum einen Tag vor der offiziellen Ausstellung zu treffen. Auf einmal wurde die Inspiration aus dem Unterricht zu einer Begegnung in Wirklichkeit. Sie kam mit ihrem Baby auf dem Arm, was für eine sehr herzliche und entspannte Atmosphäre sorgte. Die Künstlerin nahm sich viel Zeit, um sich mit uns auszutauschen und beantwortete geduldig und ehrlich interessiert alle unsere Fragen.
Mercedes Helnwein zeigte sich unglaublich sympathisch, bodenständig und offen. Besonders überraschte uns ihre Einstellung zu ihrer eigenen Kunst. Sie erzählte uns, dass ihre Werke oft ohne eine feste Botschaft oder tiefgründige Geschichte entstehen, sondern dass sie einfach malt, worauf sie Lust hat – was paradox wirkte, da wir uns im Unterricht zuvor regelrecht den Kopf über die Geschichte dahinter zerbrochen hatten.
Anschaulich erklärte sie anhand eines Werk-Beispiels aus einer Bildreihe, die allesamt Bräute zeigen. Diese seien nicht aus einem bestimmten Konzept heraus entstanden, sondern schlichtweg, weil sie Spaß daran habe, Brautkleider zu malen. Gerade dadurch entsteht ein großer Interpretationsspielraum für die Betrachter. Außerdem betonte sie, dass sie sich nicht von anderen Künstlern inspirieren lässt, sondern ihren ganz eigenen Stil verfolgt.
Ein besonderes Markenzeichen von Helnwein ist, dass sie ausschließlich mit Pastellkreiden malt, eine Seltenheit in der Kunstwelt, da viele Künstler unterschiedliche Materialien mischen. Auch seien ihre Bilder zeitlos, was ihre Werke unverwechselbar macht. Vom Feminismus geprägt betonte sie mehrmals, dass sie am liebsten Mädchen und Frauen male, ihnen mehr Aufmerksamkeit gewähre. Außerdem sind bunte Farben immer vertreten, sei es in Brautkleidern oder beliebig platziert in den Gesichtern der Figuren.
Als sie sich einige unserer Performances anschaute, reagierte sie begeistert und meinte lachend, dass sie jetzt „unbedingt auch wieder mit Performances anfangen“ müsse. Diese spontane und humorvolle Art hat uns alle noch einmal besonders für sie eingenommen.
Am nächsten Tag fand die offizielle Vernissage im Museum statt. Neben einer Rede von Bürgermeisterin Christine Klein gab es ein Q&A zwischen Mercedes Helnwein und dem Museumsleiter Dr. Jan Christoph Breitwieser, der spannende Einblicke in ihr Leben und ihre Kunst bot. Dabei wurde der Kunst-LK und unsere Lehrerin Frau A. Schmidt erwähnt, da es viele Besucher überraschte, so viele „junge Leute aus der Gen Z“ in einem sonst eher älteren Publikum zu sehen. Uns überraschte, dass sogar einige Schüler aus den GKs da waren.
Das Gespräch zwischen dem Museumsleiter und der Künstlerin endete mit der großen Frage: Warum stellt eine international erfolgreiche Künstlerin, die auch in Großstädten ausstellen könnte und ausstellt, ihre Werke in unserem kleinen Bensheim aus? Mercedes antwortete ganz schlicht, dass sie eine Anfrage vom Museumsleiter erhalten und einfach zugesagt habe. Für sie sei es eine tolle Gelegenheit, auch Werke zu zeigen, die bislang noch nicht öffentlich ausgestellt wurden.
Letztendlich können wir sagen, dass die Ausstellung von Fotografien, Performances und Pastellzeichnungen Helnweins ein voller Erfolg war, da das Museum gut besucht, die Atmosphäre familiär und herzlich war. Helnwein war ihrerseits mit der ganzen Familie vor Ort und ihre Nahbarkeit beeindruckte alle. Für uns war dieser Besuch nicht nur eine besondere Begegnung, sondern auch eine echte Bestätigung dafür, wie inspirierend Kunst sein kann, wenn sie so offen, ehrlich und lebendig vermittelt wird.
Bericht: Melina Suslin (Kunst-LK, Q1), Adiba Karim (Kunst-LK, Q1)
Fotos: Smd