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Sommerkonzert mit abwechslungsreichem Programm

 

Die Bühne der Mensa ist um einen Vorbau erweitert, der Bühnenhintergrund ist blau-rot angestrahlt: Der Aufbau verspricht in jedem Fall ein ungewöhnliches musikalisches Ereignis, denn bisher haben die Ensembles des Alten Kurfürstlichen Gymnasiums noch immer genug Platz auf der Bühne gefunden, auch wenn das Sinfonieorchester oder die Big Band manchmal dicht zusammenrücken mussten.

 

Den Auftakt des Konzerts bildete wie üblich das Vororchester, diesmal unter der Leitung von Gundolf Aisenpreis. Für dieses Ensemble gilt eher das Motto „klein, aber fein“: Bestehend aus den Schülerinnen und Schülern der Sexta und Quinta war es für manche erst der zweite Auftritt auf einer Bühne des AKG. Dafür spielten die jungen Musikanten sehr souverän ein Menuett von J. S. Bach und das Prélude aus dem Tedeum von M.-A. Charpentier, vielen bekannt als „Eurovisionsmelodie“. Darauf folgte „El Choclo“, ein Tango, bei dem es manchem Zuhörer in den Füßen zuckte.

 

Auf das Vororchester folgte der Unterstufenchor, wie bei den letzten Konzerten auch schon unter Leitung des Kantors Gregor Knop. Wer sich wie beim Tango zuvor schon rhythmisch mitbewegte, konnte vermutlich beim „Sing and Swing“ von Lorenz Mayerhofer seine Füße nicht stillhalten. Beim Schlager „Mein kleiner grünen Kaktus“, der darauf folgte, begannen die Zuschauer dann rhythmisch zu klatschen. Weniger bekannt war dann „Siyahamba“, ein traditioneller Zulu-Song. Südafrikanische Lieder waren in den letzten Jahren schon ein Schwerpunkt des Jugendchors, der enge Verbindungen nach Johannisburg hat.

Wie vielfältig das Repertoire des Unterstufenchors ist, zeigte sich anschließend bei „The Salley Gardens“, einem irischen Volkslied, und dem Popsong „Alles nur geklaut“.

 

 

Einen außergewöhnlichen Programmpunkt stellte das Klavierspiel von Fabian Rentzsch, Sandro Aust, Max Schuch und Nils Witte dar. Die vier Abiturienten spielten achthändig zusammen auf einem Klavier „Souvenir of Hot Springs“ von Albert de Chaudron. Nur versierten Musikanten kann ein solches artistisches Kunststück gelingen, ohne die Hände zu verknoten. Entsprechend war der Applaus nach der gelungenen Durchführung.

 

Mut und Können erforderte auch der Auftritt von Sarah Jovenda: Nur von Manfred Hein am Klavier begleitet, sang sie das „Lied der Nachtigall“ von Franz Grothe. Die heute vielleicht etwas ungewöhnliche Stimmlage des Koloratursoprans kennt mancher vielleicht von der Arie der „Königin der Nacht“. Erstaunlich, dass eine Schülerin der Klasse 8 eine so agile und bewegliche Stimme hat.

 

Den Abschluss vor der Pause bildete der Basischor unter der bewährten Leitung von Sabine Wulf, bestehend aus Schülerinnen und Schülern bis Klasse 8. Sie wurden begleitet von Manfred Hein am Klavier. Der Chor begann mit einem Song von Tom Fettke „You are my God and King“. Darauf folgte das Lieblingslied des Chors „I have a dream“ von M. Donnelly, das an die berühmte Rede von Martin Luther King erinnert und in diesen Zeiten leider mehr denn je ein Traum zu sein scheint. Mit besonderer Freude sang das Ensemble „Total eclipse oft the heart“ aus dem Musical „Tanz der Vampire“ von Jim Steinmann. Da freute man sich als Zuhörer über den Gospel „Heaven is a Wonderful Place“, den der Basischor als Zugabe sang.

 

Mit dem schnellen Satz aus der Sinfonie D-Dur, KV 45, vom erst zwölfjährigen W. A. Mozart komponiert, begann das große Orchester des AKG unter Leitung von Gundolf Aisenpreis schwungvoll nach der Pause. Wer schon einmal in einem Sinfonieorchester gespielt hat, weiß, welche Herausforderungen die scheinbar einfache Musik von Mozart an ein Ensemble stellt. Auch die Stücke aus der Carmen-Suite von Georges Bizet gehören zu den anspruchsvollen Konzertstücken. Vor allem bei der „Habanera“ kamen die rhythmusbegeisterten Zuschauer wieder voll auf ihre Kosten. Dieser Tanz afrokubanischen Ursprungs im 2/4-Takt steht im Kontrast zur „Aragonaise“, einem spanischen Tanz im 3/8-Takt. Den Abschluss des Balls bildete der „Ungarische Tanz Nr. 5“. Von Johannes Brahms ursprünglich für Klavier komponiert, löste dieser Tanz in der Orchesterfassung bei den Zuhörern große Begeisterung aus.

 

Das große Orchester wurde vom Jugendchor abgelöst. Dieser Chor, der vor vierzig Jahren von Manfred Hein gegründet wurde, ist etwas ganz Besonderes für Eltern und Schüler: Nicht wenige der Zuhörer standen selbst schon auf der Bühne, auf der jetzt ihre Kinder stehen, waren mit Sabine Wulf und Manfred Hein an vielen Orten dieser Welt, nicht zuletzt immer wieder in Südafrika. Dass Manfred Hein inzwischen schon die achtzig Jahre erreicht hat, sieht man ihm keinen Augenblick an. Auch die Lieder wirken jung und lebendig. Dennoch könnte es der letzte Auftritt auf der Bühne des AKG für Manfred Hein gewesen sein, der im nächsten Jahr mit seiner Frau auf Reisen gehen will. Einen kleinen Eindruck von der Vielseitigkeit dieses Chors bekam man anhand der vier sehr unterschiedlichen Lieder von E. Whitacre, Coldplay, H. Grönemeyer und J. Dalsgard. Das wird bei vielen den Impuls ausgelöst haben, sich rechtzeitig um Karten fürs Chorkonzert am 29.06.2025 in der Kirche Heiligkreuz zu kümmern. Die Zuhörer beim Schulkonzert forderten eine Zugabe ein: Natürlich ein südafrikanisches Lied, bei dem der ganze Jugendchor mittanzte.

 

 

Und dann gab es noch eine Überraschung für die beiden langjährigen Leiter des Jungendchors. Fabian Rentsch am Klavier und Sebastian Meyer am Schlagzeug spielten ein Intro, bis alle Chorsänger groß und klein einstimmten. „Danke schön“ sagten die Schülerinnen und Schüler im Kanon – und hielten es in großen Lettern hoch. An dieser Stelle auch ein Dankeschön an Frau Ki, die den Chor lange Jahre in der Stimmbildung unterstützt hat und Bensheim in Richtung Berlin verlässt.

„Danke für Ihre Leidenschaft, die aus uns in all den Jahren das gemacht hat, was wir heute sind“, sagte eine Sprecherin des Chors. Damit sind wohl nicht nur die Stimmen, sondern auch die Menschen gemeint, die Manfred Hein geprägt hat.

 

 

Nach diesem emotionalen Höhepunkt auf die Bühne gerufen zu werden, war sicherlich nicht einfach für die Mitglieder der Young Bigband. Zumal sich auch hier ein Abschied ankündigt. Jahrelang hat Sonja Hayer-Lenz die Big Band geleitet und dem Publikum besondere Auftritte beschert. Jetzt hat sie noch einmal die jüngeren unter ihre Fittische genommen.

Bei „Tequila“ von Chuck Rio begannen die Schülerinnen und Schüler der Q2, die an diesem Abend für kalte Getränke und Brezeln zuständig waren, am Getränkestand zu tanzen.

Bei „Shake it off“ von Taylor Swift und „Pokerface“ von Lady Gaga schlossen sich Chor und Event-AG an.

Natürlich bedankten sich auch beide Bands herzlich für das dreißigjährige Engagement ihrer Leiterin.

 

Auf die Young Bigband folgte die Big Band unter der Leitung von Bernhard König, und die Bühne begann sich wieder zu füllen. Bei „Happy“ und „Shiny Stockings“ gab es Applaus nach den Soli.

Ein atemberaubendes Solo gab auch Mara Fritz mit „Feeling Good“.

 

Als viele dachten, das Konzert sei zu Ende, wurde noch das Rätsel des Bühnenvorbaus aufgelöst. Für das letzte Stück drängten sich Orchester, Jugendchor und Bigband auf die Bühne. Jetzt wurde es wirklich eng. Unter der Leitung von Bernhard König brachten sie „Skyfall“ zu Gehör, wieder mit Mara Fritz als Solistin. Das Publikum hatte trotz der hochsommerlichen Temperaturen Gänsehaut.

Wer sich nicht vorstellen konnte, dass noch mehr Menschen auf die Bühne passen, wurde eines Besseren belehrt. Für Ennio Morricones Main Title aus dem Film „The Good, the Bad and the Ugly“ drängten sich weitere Musiker auf die Bühne.

Und so war dieses Sommerkonzert auch eines der außergewöhnlichen Dimensionen:

 

Nach drei Stunden Musik versetzte eine beeindruckende Kooperation der drei großen Ensembles die Zuschauer in die Sierra Leone: Die Hitze passte zur Musik, die Ausmaße der Bühne zu dem Format des großen Kinos.

Da passten die letzten Worte der souveränen Moderatorinnen Nila Kaiser und Viktoria Auer perfekt: „Das emotionale Erlebnis war größer als das Hitzeerlebnis.“

 

Am Ende wurde auch die Schulleiterin Nicola Wölbern ungewöhnlich emotional: „Wer auch immer sich die großartige Choreo ausgedacht hat, hier auf der Bühne steht der Reichtum des AKG. Ohne Euch hätten wir drei Stunden geschwitzt, so haben wir drei Stunden genossen.“

Dass so ein Konzert nicht möglich wäre ohne die großzügige Unterstützung des Fördervereins, ahnt man. Und nicht ohne die Event-AG, die Licht, Ton und Bühne wieder perfekt im Griff hatte. 

Nach dem Dank an die Ensembleleiter schloss die Schulleiterin das Konzert mit einem Ausblick ab und versprach, dass die Nachfolge der Chorleitung geregelt sei.

 

Bevor alle nach Hause gehen konnten, gab es dann noch ein Geburtstagsständchen für einen weiteren Musiker des AKG. Da wünscht man sich solche Musiker im Freundeskreis.

Und ist gespannt auf das letzte Konzert des Chors unter Leitung von Manfred Hein und Sabine Wulf. Und auf das, was danach kommt.

 

Florian Krumb

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