Chöre, Bands und Orchester präsentierten ihr Können
Autor: Thomas Tritsch
Als „Schule mit Schwerpunkt Musik“ steht das Alte Kurfürstliche Gymnasium in einer langen Tradition. Das Gütesiegel ist im Schulleben unüberhörbar. Die musikalische Förderung genießt viele Freiräume und Impulse. Neben dem regulären Musikunterricht bieten zahlreiche AGs vielfältige Möglichkeiten der instrumentalen oder gesanglichen Weiterbildung.
Durch die Zusammenarbeit mit der Musikschule Bensheim und dem Konservatorium Heppenheim bieten sich Schülern vielfältige Möglichkeiten und individuelle Förderprogramme. Die Sommer- und Weihnachtskonzerte sind regelmäßige wie beliebte Bühnen für die Ensembles, wo sie vor großem Publikum ihr Können und ihre Fortschritte präsentieren können.
Musikalische Beiträge reichten von der Oper bis hin zum Jazz
Die Gäste beim diesjährigen Sommerkonzert erlebten sieben Ensembles in einem über zweistündigen musikalischen Menü, das von Klassik und Oper über Jazz und Folklore bis zu aktuellem Pop reichte und für nahezu jeden Geschmack etwas bereit hielt. Souverän und unterhaltsam moderiert wurde der Abend in der gut besuchten Mensa von Chorsängerin und Theaterdarstellerin Dana Brückner und Pianist Fabian Rentzsch – wenn sie nicht selbst als junge Künstler im Blickpunkt standen. Die gewohnt leichte und sprühende Ouvertüre war erneut den Chören der fünften und sechsten Klassen vorbehalten. Unter der Leitung von Gregor Knop servierten sie alte und neuere Schlager in einnehmenden Arrangements. Darunter „500 Miles“, ein amerikanischer Folksong, der von Hedy West im Jahr 1961 geschrieben wurde und in melancholischer Grundstimmung von einem Eisenbahner erzählt, der sich nach Zuhause sehnt.
Die Moderatoren überbrückten gekonnt die Umbaupausen
Eine schöne thematische Fortsetzung vom eingängigen „Eisenbahn, Eisenbahn“ der Kinderliedermacher Wolfgang Hering und Bernd Meyerholz, mit dem die Sängerinnen und Sänger aus den fünften Klassen das Konzert eröffneten, das auch in punkto Dramaturgie und Spannungsaufbau überaus gelungen war. Noch dazu gespickt mit Spielszenen und theatralischen Miniaturen: wer genau hinschaute, erkannte am rechten Bühnenrand eine junge Loreley zum gleichnamigen Gedicht von Heinrich Heine, das in der Liedfassung von Friedrich Silcher zu hören war.
Auch die Moderatoren haben den musikalischen Schwerpunkt immer wieder durch kurze Dialoge und Kommentare flankiert, um die kurzen Umbaupausen zu überbrücken. Bunt gemischt zeigte sich das von Bettina Chappuzeau-Schmidtke geleitete Vororchester (5. und 6. Klassen), zu dem Solistin Sarah Jovenda mit dem jiddischen Liebeslied „Oj, dortn, dortn“ reüssieren konnte.
Eine Weise, die in den osteuropäischen „Schtetl“ von Generation zu Generation weitergegeben wurde und den Menschen Trost und Hoffnung gegeben hat. Der Hauch Klezmer hat dem Konzert Mitte der ersten Hälfte sehr gut getan, bevor eine ganz neue Formation die Bühne betrat: die „Young Big Band“ ist noch nicht ganz so „big“ und befindet sich nach der Gründung in diesem Jahr noch in der personellen Aufbauphase. Weitere Instrumentalisten werden herzlich begrüßt, so die langjährige Big-Band-Chefin Sonja Hayer-Lenz am Rande des Konzerts. Das Publikum nahm die Einladung des Stücks „Oye como va (mi ritmo)“ von Tito Puente gerne an, der so viel bedeutet wie „Hör‘ Dir meinen Rhythmus an“.
Einen gemeinsamen Auftritt hatten die Basischöre von Chappuzeau-Schmidtke und Sabine Wulf, die am Klavier Manfred Hein unterstützt wurden. Als Solist glänzte Gero Engelhardt. Feinfühlig gelang die Arie „Könnte jeder brave Mann“ (Pamina und Papageno) aus dem ersten Akt der „Zauberflöte“, und auch der Titelsong „Ich gehör nur mir“ aus dem Musical „Elisabeth“ über die berühmte Kaiserin „Sissi“ war eine famose Ensembleleistung.
„Ich geb’ meine Freiheit nicht her, und willst du mich binden, verlass ich dein Nest, und tauch wie ein Vogel ins Meer“, heißt es darin. Konsequent, dass die zweite Hälfte mit Händels „Wassermusik“ eröffnet wurde. Das von Gundolf Aisenpreis und Bernhard König alternierend geleitete Hauptorchester (Jahrgänge sieben bis 13).inszenierte eine barock-lustvolle Reise auf der Themse – und ein wenig britische Kühle hätte auch in der Mensa zu diesem Zeitpunkt nicht geschadet.
Es war gewohnt kuschelig im großen Saal, wo ein Platz nahe den offenen Türen zum Schulhof hin sich als beste Wahl herausgestellt hat. Mit Astor Piazzollas berühmtem „Libertango“ und einem tollen James-Bond-Medley (u.a. „For Your Eyes Only“, „Live And Let Die“, „Nobody Does It Better“) boten die exzellenten jungen Musiker stilistische Vielfalt und eine hohe instrumentale Dynamik, die sich schnell auf das Publikum übertragen hat.
Klangliche Feinheit und betörende Harmonie
Seinem Ruf als besonderes Aushängeschild des AKG wurde der stattlich besetzte Jugendchor von Sabine Wulf und Manfred Hein auch in diesem Jahr wieder mehr als gerecht. „Spring Wind“ des englischen Komponisten Eric Harding Thiman gehört zur zeitlosen Chormusik des unkonventionellen Organisten, der Mitte des 20. Jahrhunderts eine überaus produktive Phase hatte und als musikalischer Nonkonformist galt. Der AKG-Chor bot dem Publikum eine zarte Frühlingsbrise von klanglicher Feinheit und betörender Harmonie.
Die Big Band unter Hartmut Opfermann – darunter etliche starke Solisten der Klassen fünf bis 13 – sorgte dann mit Stevie Wonders funkigem „Superstition“ und einem nicht minder groovenden „Dance to the Music (Sly and the Family Stone) für ein ebenso knackig wie lässig swingendes Konzertfinale.
Ein besonderes Bonbon gab es für Elektro-Fans
Ein Bonbon war das Stück „Megalovania“, das von Toby Fox als Instrumental für das Computer-Rollenspiel „Undertale“ im Jahr 2015 komponiert wurde. Die superschnelle Elektro-Nummer ist auch als Big-Band-Orchestrierung mitreißend. Es geht also auch ohne Playstation, Xbox und Nintendo. Stattdessen mit Trompete, Posaune, Saxofon, Schlagzeug, Gitarre, Bass und Klavier. Analoge Sounds von echten Menschen auf hohem musikalischen Niveau. Langer Applaus in der AKG-Mensa.
aus dem BA vom 10.6.2024
Bilder: Stefan Meinberg