Englisch-Theater-AG führt „Twelve Angry Men“ von Reginald Rose auf
Karten im Vorverkauf in den Pausen am AKG, Restkarten an der Abendkasse
Alle Indizien sprechen dafür, die Zeugenaussagen bestätigen es: Der Angeklagte, ein sechzehnjähriger Puerto-Ricaner, hat seinen Vater mit einem Springmesser erstochen. Daran gibt es auch bei den Geschworenen zunächst keine Zweifel. Nur einer stimmt für „unschuldig“ („not guilty“), weil er der Überzeugung ist, dass jeder Zweifel („resonable doubt“) ausgeräumt sein soll, bevor man jemanden auf den elektrischen Stuhl schickt. So wird der Fall noch einmal aufgerollt. Dabei wird deutlich: Es ist nicht so klar, wie es auf den ersten Blick scheint. Was haben die Zeugen wirklich gesehen? Sind die Indizien tatsächlich so eindeutig? Die Diskussion darüber erscheint nicht jedem notwendig. Einer hat Karten für ein Baseballspiel am Abend, der andere ist überzeugt, dass „die Puerto-Ricaner“ sich doch alle wie wilde Tiere verhalten. Und dann sind da noch ganz persönliche Erfahrungen, die das Urteil mitbestimmen. Schon bald wird aus einer rationalen Beratung eine angeheizte Diskussion über Moral und Motiv, welche schnell aus dem Ruder läuft.
Im Kern ist das Drama ein Kammerspiel, dessen Handlung sich nur über wenige Stunden erstreckt. Das gesamte Geschehen spielt sich in der klaustrophobischen Enge eines Beratungsraums hinter dem Verhandlungssaal ab, der man nur entfliehen kann, wenn man die Toilette besucht.
Obwohl das Drehbuch über siebzig Jahre alt ist, erscheint das Thema aktueller als je, wenn in den USA in manchen Bundesstaaten die Todesstrafe (wieder) vollstreckt wird und mit der Behauptung, „die essen eure Haustiere auf“ Wahlkämpfe gewonnen werden. Zugleich ist es ein Lehrstück über die Demokratie: Mehrheitsentscheidungen basieren oft nicht auf rationalen Gründen, vielen ist das sorgfältige Abwägen von Pro und Kontra zu zeitaufwendig.
Während im Original nur männliche Geschworene beraten, sind in dieser Produktion ebenso „angry women“ zu sehen. Das macht einen Teil des Reizes dieser Inszenierung aus. Eins ist in jedem Fall sicher: Frauen können genauso wütend sein wie Männer.
